Ridgart lebt 30 Jahre Rickatschwende

Im Herbst 2018 wurde im schönen Oberbayern ein bedeutender Designpreis verliehen. Die Papierfabrik Gmund, berühmt bis nach Japan für ihre handgemachten Papiere, verlieh dem Rickatschwende F. X. Mayr Health Retreat die Auszeichnung Gold für eine besonders gelungene Geschäftsausstattung. Der Besitzer von Gmund, Herr Kohler, kam bei seiner Laudatio kurz etwas ins Schwitzen, beinahe musste er den Namen des Preisträgers buchstabieren: „Die R-i-c-kat-schwen-de?! – Was für ein Name!“, rief er schließlich teils lachend, teils ungläubig ob seines kleinen Hoppalas vor Gästen aus aller Welt aus. Ja, was für ein Name ist das eigentlich?

Text Eva Engel; Heino Laschitz  Fotos Stadtarchiv Dornbirn; hiepler, brunier Foto- und Textredaktion agenturengel  Published Rickatschwende Magazin mayr 02, 2019

Beginnt man im Dornbirner Stadtarchiv zu graben, entdeckt man eine Zusammenfassung von Heino Laschitz aus dem Jahre 1988 zur „Geschichte der Rickatschwende“. Er beschreibt ausführlich die Lage, die Namensform, die Entwicklung und die Bewohner der Rickatschwende.

Wer sie war, woher sie kam und weshalb ein ganzer Ortsteil oberhalb des Rheintals und dem Ort Dornbirn nach ihr benannt wurde, wissen wir nicht. Einzig: Sie war wohl eine besondere Frau, vielleicht gar eine Heilerin, und lebte vermutlich im 15. Jahrhundert. Ihr Name war Ridgart. Nach ihr wurde ein Ortsteil benannt, der damals wie heute nicht nur eine spektakuläre Aussicht über das gesamte Tal bot bis hin zum großen See, über den damals noch wild mäandernden Rhein bis zu den hohen schneebedeckten Bergen, sondern auch besonderen Boden, geschützt und fruchtbar eingebettet auf einem Bergrücken. Heino Laschitz schreibt: „Die älteste Nennung des Namens ‚Ridgart Swendy‘ stammt aus dem Lehensteuerverzeichnis von 1431 und läßt aus dieser sonst nirgendwo bekannten Namensform auf einen weiblichen Siedlernamen, nämlich ‚Ridgart‘, schließen. Der mit den Vorarlberger Flurnamen und der Heimatgeschichte des Bregenzerwaldes befasste Werner Vogt kam in seiner Sendung im österreichischen Fernsehen zur Namensform „Rihgarda“, wieder ein ganz klar weiblicher Name – höchst ungewöhnlich für die damalige Zeit, diesen zum Namensgeber einer Siedlung zu machen. Die zweite Namenshälfte „Swendy“ geht auf die fortgeschrittene, die „saubermachende“ Stufe einer Rodung, nämlich „Schwende“ zurück. Ihr ging als Vorstufe der groben Rodung das zuvor, was im häufigen Namen „Reute“ (= ausreißen) zum Ausdruck kommt.“

Die weiblichen Attribute der Pflege und Gastlichkeit kehrten im frühen 20. Jahrhundert nach außen sichtbar auf der Rickatschwende ein. Im Jahre 1907 verkaufte Benedikt Wehinger sein Bauernhaus an Gebhard Wehinger, den Wirt des Gasthaus „Ochsen“. Das Bauernhaus wurde zum Gasthaus umgebaut. Bereits 1910 erfolgte jedoch der Umbau zu einem Kindererholungsheim mit Gaststätte. Kinder aus Dornbirn, Lustenau und anderen Gemeinden verbrachten dort ihre Ferienzeit. Einzige Verkehrsverbindung war damals ein schmaler Güterweg. Mit Ross und Wagen wurden die Lebensmittel hinaufgeschafft. Zu Fuß war man rund eine Stunde von Dornbirn nach Rickatschwende unterwegs – noch heute ein anspruchsvoll steiler Aufstieg. Als Kinderheim konnte die Rickatschwende Nr. 1 – das heutige Rickatschwende F. X. Mayr Health Retreat – nur bis zum Kriegsbeginn betrieben werden. Danach wurde es als Gasthaus weitergeführt, schließlich zum Sporthotel umgebaut und im Jahre 1989 nach großen und umfassenden Um- und Neubauarbeiten von KR Heinz Hämmerle seiner heutigen Bestimmung zugeführt. Seit 30 Jahren erfahren hier die jährlich zahlreichen Gäste und vielen Stammgäste aus aller Welt die wohltuende Wirkung der F. X. Mayr Therapie. Immer mit jenem Ausblick vor Augen, welchen bereits „Ridgart“ oder „Rihgarda“ vor Augen hatte: Wunderschön und unvergleichlich. Die Rickatschwende.

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