Die entspannte Alternative

Das Verkehrssystem der Zukunft soll weiterentwickelt, der öffentliche Verkehr gestärkt werden. Vier innovative Projekte – von radelnden Schülern bis zu elektrischen Bussen – beabsichtigen genau dies und wurden dafür mit dem Staatspreis Mobilität ausgezeichnet.

 

Text Elisabeth Willi  Fotos Wiener Linien, Thomas Jantz, BIKEline – Öko-Hauptschule Kaindorf, Siemens AG, Magna Steyr Fahrzeugtechnik  Foto- und Textredaktion agenturengel  Published tRAUM 01, 2014

 

Einsteigen, Stress draußen lassen und bequem mitfahren, vorbei am nervtötenden Stop-and-Go-Verkehr. Eine Zugfahrt ist entspannend und befördert den Fahrgast sicher von einem Ort zum andern. Statt voll konzentriert hinter dem Lenkrad zu sitzen oder sich im Stau zu ärgern, kann der Mitfahrer von öffentlichen Verkehrsmitteln die Zeit für sich nutzen, etwa ein Buch lesen oder den Tag Revue passieren lassen. Und dabei spart er auch noch Bares. Darüber hinaus bieten „Öffis“ einen weiteren entscheidenden Vorteil: Sie sind umweltschonender als der Pkw.

Der Verkehrssektor zählt zu den Hauptverursachern von Treibhausgasemissionen. Den höchsten Anteil dieser schädlichen Emissionen verursacht der Straßenverkehr und dort wiederum vor allem das Auto. Aber auch wenn hinlänglich bekannt ist, dass der Verkehr der Umwelt schadet: Wir alle, vom Kleinkind bis zum Pensionisten, müssen mobil sein, wir brauchen Mobilität. Eine veränderte Mobilität jedoch – eine zukunftsfähige, umweltfreundliche, effiziente und soziale.

Dank Forschung, Innovation und Ideenreichtum ist heute schon erkennbar, was in diesem Bereich möglich ist. Eindrucksvoll beweist dies der Staatspreis Mobilität, die höchste Auszeichnung des österreichischen Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie.

 

 

Ausgeschrieben wird der Preis für Unternehmen und Forschungsinstitute, die das Verkehrssystem intelligent weiterentwickeln, die technologisch innovativ arbeiten und soziale sowie organisatorische Neuerungen umsetzen. Besonderes Augenmerk gilt neuen Entwicklungen im öffentlichen Verkehr. 93 Projekte wurden 2013 eingereicht, vier davon erhielten den Staatspreis Mobilität.

 

Bus ohne Emissionen

Wie angenehm kann doch eine Busfahrt zum Kleider-Shoppen sein: Der leidliche Kampf um den Parkplatz fällt weg, und Busse dürfen oft auch dort in Innenstädten fahren, wo Fahrverbot für Autos gilt – aussteigen und direkt dem Einkaufsvergnügen frönen, lautet die Devise. Noch mehr Freude bereitet solch eine Busfahrt, wenn das Fahrzeug dabei keine Emissionen verursacht. So wie seit einem Jahr zwölf Elektro-Busse der Wiener Linien, die jährlich 300 Tonnen CO2 einsparen. Für das Projekt „Nullemissionsbusse“ erhielt das Unternehmen den Staatspreis Mobilität in der Kategorie „Planen. Bauen. Betreiben“.

Der Midi-Bus, der etwas kleiner als ein Standard-Bus und damit prädestiniert für schmale Gassen einer Altstadt ist, kann mit nur einer Batterie eine tägliche Fahrtstrecke von 150 Kilometern zurücklegen. Da Klimaanlage und Heizung ebenfalls elektrisch betrieben werden, fährt der E-Bus emissionsfrei. Die Busse wecken auch im Ausland großes Interesse: In Budapest und Brünn waren sie im Einsatz, momentan wird einer der Wiener E-Busse in Bremen getestet.

So manch einer kennt es: Samstagabend in der Bar mit Freunden, es wird geredet und gelacht, einer nach dem andern zahlt eine Runde. Doch wer mit dem Auto unterwegs ist, wird bald passen müssen. Wer hingegen mit Bus oder Bahn angereist ist, braucht nicht ständig überlegen: „Geht noch eines oder bin ich schon über 0,5 Promille?“. Großstadt-Bewohner haben es in diesem Fall noch ein wenig leichter, da Bus und U-Bahn dort bis in die frühen Morgenstunden verkehren. Wie U-Bahnen umweltfreundlicher sowie effizienter gemacht werden können und alternative Mobilität neue Jobs schafft, zeigt das Projekt Inspiro von Siemens Österreich. Die neue Metrogeneration Inspiro wurde beim Staatspreis Mobilität in der Kategorie „Beschäftigung sichern. Wirtschaft stärken“ ausgezeichnet, weil Siemens dadurch 1.200 hochwertige Arbeitsplätze in Österreich aufgebaut hat.

 

30 Prozent Energieersparnis

Fahrgastkomfort, hohe Beförderungskapazität, niedrige Betriebskosten und Energieeffizienz werden bei der neuen Metro Inspiro großgeschrieben. Sie wiegt bis zu 20 Prozent weniger als übliche U-Bahnen und spart 30 Prozent Energie ein. Im Vergleich zu einem Auto mit Verbrennungsmotor verringert der Inspiro die Treibhausgas-Emissionen um 88 Prozent pro Fahrgast.

Öffentliche Verkehrsmittel bieten also viele Vorteile, doch manchmal kommen wir nicht umhin, uns hinter das Steuer eines Autos zu setzen. Der Pkw-Verkehr wird deshalb auch in Zukunft Bestandteil unserer Mobilität sein. Wie gut, dass umweltfreundliche Alternativen zum benzinbetriebenen Pkw entwickelt werden – Alternativen wie der Kleinwagen CULT (Cars Ultralight Technologies) von Magna Steyr Fahrzeugtechnik. Er ist mit 600 Kilogramm sehr leicht, wird mit Erdgas angetrieben und soll die durchschnittliche CO2-Emission um die Hälfte verringern.

In der Kategorie „Forschen. Entwickeln. Neue Wege weisen“ gewann der CULT den Staatspreis Mobilität. Die Jury war davon beeindruckt, dass in dem Auto eine revolutionäre Bauweise, ein neuartiger Erdgasmotor, eine ultraleichte Konstruktion und innovative Werkstoffe miteinander vereint sind. Aber auch der Fahrspaß ist garantiert: Der Kleinwagen erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 145 Stundenkilometern und beschleunigt in 13,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Seine Premiere feiert der CULT beim Automobilsalon Genf 2014.

 

Gesund und umweltfreundlich

Es muss aber nicht immer das Auto, der Bus oder der Zug sein: Für kurze Strecken ist das Fahrrad hervorragend geeignet. Radfahren macht Spaß, ist gesund und umweltfreundlich. Die Öko-Hauptschule Kaindorf in der Steiermark und der Kaindorfer HTL-Lehrer Dietmar Scheibelhofer entwickelten deshalb die Initiative BIKEline. Dieses Projekt erhielt den Staatspreis Mobilität in der Kategorie „Bewusstsein schaffen. Ausbilden“. Unter dem Motto „Gemeinsam mit dem Rad zur Schule“ treffen sich Schüler an eigens installierten Haltestellen und fahren auf ausgewählten Routen in die Schule. Die zurückgelegten Wege werden mittels Helm-Chip elektronisch erfasst, am Schulschluss werden in verschiedenen Kategorien Sieger prämiert. BIKEline hat sich im Laufe von etwa fünf Jahren zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt, die von 35 Schulen in sieben Bundesländern übernommen wurde.

 

Vom Elektro-Bus bis zur ultraleichten U-Bahn, von radelnden Kindern bis zum Auto mit Erdgasantrieb – diese Projekte demonstrieren, wie die künftige Mobilität sein kann: entspannend, effizient, umweltfreundlich und sozial.

 

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