Der Kulturmanager Festspielpräsident Hans-Peter Metzler über Kunst und Geld.

Schon als Kind blickte Hans-Peter Metzler neugierig von Lochau aus, wo er 1959 geboren wurde, über den See auf die großartige „Theater-Maschinerie“ der Seebühne.

 

Text Fritz Jurmann  Foto Bregenzer Festspiele – anderer  Foto- und Textredaktion agenturengel  Published nobleSee 06, 2016

 

 

Seine erste Bindung zu den Festspielen begann als Statist und Platzanweiser. Jahre später wählten ihn die Festspielfreunde zum Vereinsvorsitzenden, 2006 wurde er Vizepräsident des Festivals. Seit 2012 bekleidet Hans-Peter Metzler als Präsident das höchste Ehrenamt des Kulturunternehmens. Im Hauptberuf ist der studierte Physiker und Mathematiker ein weitgereister und erfolgreicher Unternehmer als Eigentümer und Manager mehrerer Firmen in der Technologie-Branche. Mit seiner Frau Antje hat er drei Töchter.

 

Gleich nach der Berufung zum Festspielpräsidenten ist Ihnen ein Glücksgriff gelungen. In der Krisenzeit des personellen Wechsels in der künstlerischen Leitung des Festivals nach David Pountneys Abgang konnten Sie die zuvor in Graz tätig gewesene Elisabeth Sobotka als neue Intendantin für Bregenz verpflichten. Wie sehen Sie diese Entscheidung heute?

Metzler: Mir war von vornherein klar, dass das ein Erfolg werden muss; ich trage da eine wesentliche Verantwortung und habe mich auch entsprechend vorbereitet. Die Jahre des Übergangs waren natürlich alles andere als deterministisch, und gute Leute haben viele Optionen. Aber ich bin sehr froh für die Festspiele und für Elisabeth Sobotka, weil es doch auch für sie ein Risiko war, nach Alfred Wopmann und David Pountney in unser Festival einzusteigen. Die Besucher und das Feuilleton haben ja bereits sehr positiv über ihr Programm abgestimmt: Besser geht’s nicht als beinahe einhundert Prozent Auslastung in ihrer ersten Saison!

 

Sie wurden nicht zuletzt Ihrer Managerqualitäten wegen in dieses Amt berufen. Wie wichtig sind solche Eigenschaften für einen Kulturbetrieb?

Metzler: Die sind sehr wesentlich und werden wohl noch wichtiger werden. Der Professionalisierungsgrad im Kunst- und Kulturbetrieb nimmt zu, auch das Finanzierungsproblem wird weiter wachsen. Kunst und Kultur sind oft zuerst von Kürzungen betroffen. In dieser Situation muss man Führungsstärke, Organisations- und Kommunikationstalent sowie eine gute Hand für Personalentscheidungen haben, um sowohl die öffentlichen Partner Stadt, Land und Bund wie auch unsere privaten Unterstützer motivieren zu können.

 

Sie konnten zuletzt zumindest eine kleine Anpassung der öffentlichen Subventionen erreichen, die erste seit 1997.   Hilft Ihnen das, denn die finanzielle Situation des Festivals hängt ja direkt mit der programmlichen zusammen?

Metzler: Die Bregenzer Festspiele als erfolgreiches Festival sind ein riesiger wirtschaftlicher Faktor und bringen 25 Millionen Euro an Steuern in den Staatshaushalt ein (bei 5,7 Mio. Gesamtsubventionen). Nicht zu sprechen von der Umwegrentabilität von weit über 200 Millionen Euro pro Jahr. Diese Aufbesserung war für uns ganz wichtig, um damit die Hausoper abzusichern und die aktuellen Programmschienen, die für das Festival ganz entscheidend sind. Die Gebietskörperschaften anerkennen damit auch die künstlerische Qualität unserer Arbeit als Ausgangspunkt. Die muss bei allen unseren Produktionen absolut stimmen. Auch Innovation ist uns wichtig: Auftragswerke und unser Opernstudio zur Förderung von jungen Sängern.

 

Das ist wohl jene Kreativität, die Sie als Präsident ebenso wie in Ihrem Hauptberuf pflegen?

Metzler: Ich komme aus überschaubaren Verhältnissen. Meine Eltern stammen aus dem Bregenzerwald, da ist Kunst und Musizieren zwar ein wichtiges Thema, wir sind allerdings nicht in die Oper nach München gefahren. Aber die Leidenschaft für die Musik zieht sich bei mir durch, ebenso wie die Liebe zur Kreativität. Ich bin gewohnt, Lösungen zu finden, auch Dinge zu erfinden, so halte ich u. a. zahlreiche Patente. Die Liebe zum Gestalterischen ist bei mir stets präsent, momentan sind wir an sechs oder sieben Start-ups beteiligt. Ich muss also eher aufpassen, dass es nicht zu viel wird.

 

Rückblickend betrachtet: Wären Sie eigentlich nicht doch lieber Künstler geworden?

Metzler: Vielleicht bin ich ja einer – am liebsten ein Lebenskünstler … (lacht). Zum erfolgreichen Leben gehört einfach auch etwas Fortüne und die Liebe, mit Menschen zu arbeiten, zu interagieren. Für einen Erfinder-Typ bin ich wohl sehr extrovertiert, was hilft, die kreative Ader zu befeuern.

 

Sie haben als Festspielpräsident sicher auch ein Mitspracherecht, wenn es um wichtige Programmentscheidungen wie etwa das Spiel auf dem See geht?

Metzler: Ich verstehe die Präsidentschaft wie der Chef eines Aufsichtsrates. Ich muss zusammen mit dem Stiftungsvorstand die Strategie bestimmen, und zur Strategie gehört natürlich auch die Programmatik mit ihren Schwerpunkten. Der See z. B. ist unser Hauptprodukt, und wir sind uns einig, dass wir dort keine Operetten spielen. Er braucht große Opern, die auch ich so liebe, und es gibt genügend Werke, die tragfähig genug sind, um über 200.000 Menschen im Sommer an den See zu bringen. Nur dann haben wir die Freiheit, in Bregenz Dinge zu tun, die andere nicht tun können.

 

Welches ist Ihre persönliche Lieblingsoper?

Metzler: Gerne mag ich die „Salome“ von Richard Strauss. Aber seitdem wir am See „André Chénier“ erlebt haben, ist das Thema Lieblingsoper hinfällig und ich habe mir gedacht: Schäm dich, dass du so etwas Schönes noch nie gesehen hast!

 

Wie lange planen Sie als Festspielpräsident im Amt zu bleiben?

Metzler: Ich hatte von Anfang an vor, die Aufgabe zwei Perioden zu machen, also insgesamt zehn Jahre. Alles andere ist Spekulation.

 

 

 

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